Klimafakten vs Stammtischparolen: 5 häufige Mythen – 5 klare Antworten

In Zeiten von Hitzerekorden, Dürren und Extremwettern sind Klimaschutz und Energiewende in aller Munde – und genauso oft am Stammtisch, in Kommentaren oder bei Gesprächen im Bekanntenkreis Thema von Missverständnissen oder Falschinformationen. Hier kommen fünf gängige Aussagen – und was wirklich dran ist.

1. „Das Klima hat sich schon immer verändert.“ Stimmt – aber nicht so schnell.Klimaschwankungen gab es schon vor dem Menschen. Der Unterschied: Die heutige Erwärmung läuft etwa 50-mal schneller ab als frühere natürliche Veränderungen – und ist menschenbedingt, wie über 99 % der Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bestätigen.

2. „CO₂ ist doch kein Gift!“ Richtig – aber zu viel davon ist ein Problem.CO₂ ist natürlich und lebenswichtig – in kleinen Mengen. Doch durch Verbrennung von Öl, Gas und Kohle haben wir den CO₂-Gehalt der Atmosphäre seit der Industrialisierung um mehr als 50 % erhöht – das bringt das natürliche Gleichgewicht aus dem Takt und verstärkt den Treibhauseffekt.

3. „Deutschland kann das Weltklima nicht retten.“ Kein Land allein – aber alle gemeinsam.Deutschland gehört zu den Top-6 Verursachern historischer CO₂-Emissionen. Als Industrieland tragen wir eine Verantwortung – und haben die Mittel, klimafreundliche Technologien mitzuentwickeln, die weltweit eingesetzt werden können.

4. „Klimamodelle irren sich ständig.“ Im Gegenteil: Sie lagen erstaunlich gut.Seit Jahrzehnten sagen Klimamodelle Temperaturanstiege, Meeresspiegel und Extremwetter korrekt voraus – oft sogar vorsichtiger als es später kam. Sie sind Werkzeuge, die auf Physik, Beobachtungen und Computermodellen basieren – nicht auf Spekulation.

5. „Es bringt nichts, wenn China weitermacht.“ Doch – es bringt sehr viel.China investiert massiv in Erneuerbare Energien und ist führend bei Solar- und Windkraft. Gleichzeitig müssen alle Länder handeln. Denn: Ein Grad mehr Temperatur betrifft uns alle, unabhängig davon, wer es verursacht hat.

Fazit: Klimaschutz ist komplex – aber nicht kompliziert. Viele Mythen lassen sich mit wenigen Fakten entkräften. Entscheidend ist, im Gespräch zu bleiben und auf Wissenschaft und gesunden Menschenverstand zu setzen.


Die Welt heizt sich auf - Die Arktis schmilzt

Die Arktis ist die Region der Welt, die sich am stärksten erwärmt hat, gefolgt von Europa. Die Arktis erwärmte sich stärker als jede andere Region – in den 2010er Jahren war es 2,8 °C heißer als in den 1940er Jahren.

In der Arktis hat das schmelzende Meereis diesen Temperaturanstieg verstärkt: Eis reflektiert Sonnenlicht, so dass weniger Eis zu einer stärkeren Erwärmung führt.

Europa lag an zweiter Stelle. Da sich das Land schneller erwärmt als das Wasser, hat die meist landbasierte Geografie die Erwärmungsrate erhöht. Es hat auch eine rasche Verringerung der Aerosole aus der Luftverschmutzung festgestellt. Diese Verbesserungen der Luftqualität können unbeabsichtigt die Temperaturen erhöhen, da weniger Aerosole das Sonnenlicht reflektieren.

Die Grafiken zeigen, wie sich die durchschnittlichen Lufttemperaturen an der Oberfläche in jedem Jahrzehnt auf Kontinenten und Ozeanen im Vergleich zu historischen Durchschnittswerten verändert haben.

Feuerameisen in Australien – Wettlauf gegen die rote Invasion

Australien kämpft gegen eine der gefährlichsten invasiven Arten der Welt: die rote Feuerameise (Solenopsis invicta). Ursprünglich aus Südamerika eingeschleppt, breiten sich die aggressiven Insekten derzeit rasant im Bundesstaat Queensland aus. Sollte die Ausbreitung nicht bis 2027 gestoppt werden, droht eine dauerhafte Etablierung – mit verheerenden ökologischen, gesundheitlichen und wirtschaftlichenFolgen.Warum die Feuerameise so gefährlich istFeuerameisen sind klein, aber äußerst aggressiv. Sie beißen und stechen in Gruppen – ihr Stich verursacht ein starkes Brennen, Schwellungen und kann in seltenen Fällen sogar allergische Schocks auslösen. Ihre Nester destabilisieren den Boden, was landwirtschaftliche Maschinen und Gebäude gefährden kann. In den USA verursacht die Art jährlich Schäden von über 6 Milliarden Dollar. Auch in Australien geht man von Milliardenkosten aus, sollte sie sich dort etablieren.

Aktuelle Lage in Australien: Seit ihrer ersten Entdeckung im Jahr 2001 in Queensland hat sich die rote Feuerameise zunehmend ausgebreitet. Aktuell umfasst das betroffene Gebiet rund 820.000 Hektar – das entspricht ungefähr der Fläche der Schweiz. Laut einem aktuellen Bericht der zuständigen Behörde hat sich die Zahl der entdeckten Nester im April 2024 im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht. Besonders betroffen sind neben den Vororten von Brisbane auch immer mehr ländliche Regionen im Süden des Bundesstaates.

Maßnahmen & Strategie: Australien reagiert mit einem der umfassendsten Programme zur Bekämpfung invasiver Arten in seiner Geschichte. Millionen Quadratmeter werden mit Ködern und Insektiziden behandelt, unterstützt durch den Einsatz von Drohnen und Sensoren zur Nestortung. Hunderte Mitarbeitende der zuständigen Behörden sind im Einsatz. Doch trotz dieser Maßnahmen gibt es Herausforderungen: Vor allem in der Zusammenarbeit mit privaten Landbesitzer:innen fehlt es an Ressourcen und klarer Kommunikation. Die Zeit drängt – laut Behörden besteht nur noch bis 2027 die realistische Chance, die Feuerameise vollständig auszurotten. Wie sie betonen, besteht bis 2027 ein "kritisches Zeitfenster". Danach wäre eine vollständige Ausrottung nicht mehr realistisch.

Einschätzung: Australien steht an einem Kipppunkt. Gelingt es nicht, die Feuerameisen rechtzeitig zurückzudrängen, könnte das Land ein weiteres Dauerproblem mit einer invasiven Art bekommen – ähnlich wie mit Kaninchen, Kröten oder Kaktusfeigen. Noch ist Zeit zum Handeln – aber nicht mehr viel.

Die Energiewende kommt in Schwung – Klimapolitik in 2024 durchaus erfolgreich

Deutschlands Treibhausgasemissionen sinken 2024 gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent auf 656 Mio. CO₂-Äq – 48 Prozent weniger als 1990. Die Rückgänge finden zu gut 80 Prozent in der Energiewirtschaft statt. Dagegen steigen die Emissionen der Industrie trotz wirtschaftlicher Schwäche um 3 Mio. t CO2-Äq. Im Gebäudesektor drücken milde Temperaturen die Emissionen um 2 Prozent – witterungsbereinigt steigen sie. Die Emissionen des Verkehrssektors stagnieren weiterhin.

Der Anteil von 55 Prozent erneuerbarer Energien am Stromverbrauch ist das Resultat erfolgreicher Klimapolitik. Die Photovoltaik übertrifft mit 16 GW ihren Ausbaurekord aus dem Vorjahr, die Genehmigungen der Windenergie-an-Land steigen deutlich auf 13 GW. Eine Rekorderzeugung von Erneuerbarem Strom und ein gesteigertes Importsaldo verdrängen 19 TWh Kohle aus dem Strommix. Gegenüber 2023 fallen die Emissionen des Stromsektors um 9 Prozent.

Leider gilt dies nicht für die Nachfragesektoren Industrie, Gebäude und Verkehr. Hier bleibt die Dynamik mangelhaft, trotz fallender Strompreise.

Verunsicherung bei Haushalten und Unternehmen führen zu einer allgemeinen Investitionszurückhaltung – sowohl für fossile als auch klimaneutrale Technologien. Der Absatz von Wärmepumpen und die Neuzulassungen von E-Pkw gehen um 44 beziehungsweise 26 Prozent zurück, obwohl die Stromkosten gegenüber 2023 sinken. Trotz erster Förderzusagen 2024 stehen auch in der Industrie Investitionen in klimaneutrale Produktion auf der Kippe.

Auszug aus: Agora Energiewende (2025): Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2024. Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2025. Grafiken: Agora

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