Blues-Rock Neuerscheinungen
Slash - Live At The S.E.R.P.E.N.T. Festival
Dieses Album ist ein leidenschaftliches Live-Statement für handgemachten, kompromisslosen Rock. Genau so soll ein Livealbum von Slash klingen. Er wirkt hier wie ein Gitarrist, der seinen eigenen Kosmos längst gefunden hat und ihn mit einem breiten Grinsen präsentiert. Der Sound ist roh und ehrlich. Nichts wirkt glattgebügelt. Wenn ein Ton kippt, kippt er eben. Wenn die Band einen Zentimeter zu weit nach vorne springt, tut sie es mit voller Absicht und vollem Genuss.
Slash feuert seine Soli so selbstverständlich in die Menge, als würde er auf einer Couch sitzen. Die Linien sind melodisch und blitzsauber, aber nie klinisch. Man spürt die Luft zwischen den Saiten. Die Band liefert ihm dafür ein Fundament, das sich wie eine walkende Dampflok anfühlt. Kein Schnickschnack, nur Herz und Groove. Slash’s aktuelle Begleitung besteht aus Teddy “ZigZag” Andreadis (Keyboards, Harmonica, Vocals), Tash Neal (Rhythmus-Gitarre, Vocals), Johnny Griparic (Bass), Michael Jerome (Drums), alles gestandene Szene-Grössen. Sie wirken gut eingespielt als Einheit, gönnen sich jedoch auch immer ihre spontanen Jams und Solis.
Das Set ist voll mit Southern Rock, Blues Feeling und genau dem Touch Classic Rock, den man von ihm erwartet. Die Sänger tragen ordentlich Druck bei und fangen die rauere Stimmung des Festivals wunderbar ein. Man hat das Gefühl, mit einem kalten Drink vor der Bühne zu stehen und die Sonne geht gerade unter. Genau dieser Moment ist es, den das Album festhält.
Fazit:
Ein echtes Livealbum, das lebt. Nichts für Hintergrundgedudel. Slash beweist sich als musikalischer Grenzgänger, der Fans und Kenner gleichermaßen mit Spielfreude und Virtuosität begeistert. Wer authentischen, live gespielten Blues mit einer ordentlichen Portion Rock mag, sollte bei „Live At The S.E.R.P.E.N.T. Festival“ unbedingt reinhören. Ein Album für alle, die Rock und Blues nicht nur hören, sondern spüren wollen, kompromisslos, ehrlich und mit einer ordentlichen Portion Gitarrenmagie.
Albuminfo
Titel: Live At The S.E.R.P.E.N.T. Festival
Interpret: Slash
Veröffentlichung: 07.11.2025 ℗ earMUSIC, a label of Edel Music & Entertainment GmbH.
Top Tracks: The Pusher, Oh Well, Papa Was A Rolling Stone,
Bewertung: ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ 10 / 10
Dion – The Rock ’n’ Roll Philosopher
Dion DiMucci war nie einfach nur ein Veteran des Rock ’n’ Roll. Er ist ein Erzähler, ein Suchender, einer, der seine Wurzeln kennt und sie immer wieder neu belebt. Mit The Rock ’n’ Roll Philosopher veröffentlicht er ein Album, das wie ein spätes Statement wirkt, warm, handgemacht und ehrlich bis ins Detail.
Schon der erste Song, „I’m Your Gangster Of Love“, öffnet den Raum für das, was Dion ausmacht: Grooviger Blues und Midtempo-Drive. Diese unverwechselbare Stimme, rau, aber nicht brüchig, getragen von Erfahrung. Keine Effekthascherei, keine glatte Produktion, stattdessen ein Sound der atmet, mit feinen Akustikgitarren, zurückhaltender Rhythmussektion und Melodien, die sich leise ins Gedächtnis schleichen.
Einige von den 16 Songs sind fast bluesig, andere erinnern an Singer-Songwriter-Klassiker der 70er, wieder andere klingen überraschend modern. Immer bleibt es authentisch. Die Produktion betont Wärme statt Glanz, der Mix lässt Raum für jede Nuance. Die Gastauftritte von Eric Clapton, Mark Knopfler, Joe Bonamassa und Sonny Landreth geben dem Album noch mehr Tiefe und Niveau. Es ist ein Album ohne Masken, eines, das auf Wiederhörwert statt Lautstärke setzt.
Thematisch bewegt sich das Album zwischen Lebensbilanz und innerer Ruhe. Dion reflektiert über das Älterwerden, über Verantwortung und Haltung, über Glauben und Zweifel, nicht als Prediger, sondern als Musiker, der noch immer neugierig ist. In den Texten steckt Reife, in der Musik hohe Qualität und doch auch Gelassenheit.
Fazit:
The Rock ’n’ Roll Philosopher ist kein Versuch, alte Zeiten zu wiederholen, sondern ein ehrliches Spätwerk mit Haltung. Ein stilles, starkes Album, das man am besten in Ruhe hört, am Abend, mit offenem Herzen.
Albuminfo
Titel: The Rock ’n’ Roll Philosopher
Interpret: Dion
Veröffentlichung: 22.10.2025 KTBA Records
Top Tracks: I’m Your Gangster Of Love, I Gotta Get to Heaven, The Last Time, Blues for the Soul
Bewertung: ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ 9 / 10
Christone "Kingfish" Ingram - Hard Road
Ein junger Meister auf seinem eigenen Weg
Es gibt Momente in der Musik, da spürt man förmlich, wie ein Künstler den nächsten großen Schritt macht. Christone “Kingfish” Ingram, der 26-jährige Gitarren-Virtuose aus Clarksdale, Mississippi, hat genau so einen Moment eingefangen. Mit seinem neuen Album Hard Road zieht er eine klare Linie: Hier bin ich, das ist mein Weg, und ich gehe ihn mit voller Kraft.
Schon der Opener „Truth“ gibt den Ton an. Funkige Gitarrenlicks, warme Keyboardfarben und eine autobiografische Botschaft: Kingfish will seine Wahrheit spielen jenseits von Genre-Schubladen und Erwartungen. „I don’t care what you call it, as long as it feels good“, sagt er. Treffender kann man künstlerische Freiheit kaum formulieren.
Ein Reifeschub mit Stil und Substanz
Nach den Erfolgen von 662 und Kingfish hat Ingram erneut mit Grammy-Gewinner Tom Hambridge produziert. Gemeinsam mit Hambridge und Richard Fleming entstanden die meisten Songs des Albums und sie sprühen nur so vor Energie, Reife und musikalischer Vielfalt.
Kingfish streckt seine Flügel weit aus: Funk, Soul, Hip-Hop, Pop, Jazz, er verschmilzt die Genres mit einer erstaunlichen Leichtigkeit. Dabei rückt seine Stimme stärker in den Vordergrund, ohne seine legendäre Gitarrenkunst zu vernachlässigen.
- „Bad Like Me“ die erste Single ist ein Paradebeispiel: funky Vocal-Effekte, rasante Lyrics mit Hip-Hop-Flair und natürlich sein unverkennbarer Gitarrenton. Selbstbewusst kommentiert Kingfish: „Hey man, I really dig this. It’s a good song… no, it’s a great song.“
- „S.S.S.“ treibt mit wuchtigen Drums und verzerrter Gitarre voran, ein echter Rock ’n’ Roll-Stampfer.
- „Nothin’ But Your Love“ liefert einen warmen, souligen Kontrast, getragen von schlichter Perkussion und einer verführerischen Melodie.
Höhepunkte: Zwischen Funk und tiefem Blues
Das Album glänzt mit abwechslungsreichen Klangfarben:
- „Crosses“ mit B3-Orgel, treibenden Rhythmen und ekstatischen Gitarrensoli.
- „Voodoo Charm“, ein Gitarrenleckerbissen für Fans seines langsamen, ausdrucksstarken Spiels.
- „Clearly“ bringt Soul und Gospel ins Spiel.„Hard to Love“ groovt fröhlich dahin und gipfelt in klassischer Kingfish-Manier.
- Und zum Schluss: „Memphis“ – akustischer Blues in Reinkultur, mit Harp von Harrell “Rell” Davenport. (Bild: Rory Doyle CC BY-SA4) Ein würdiger Ausklang.
Die Musikerliste liest sich wie ein kleines Blues-Festival: Neben Ingram spielen u. a. Kenny Greenberg (Gitarre), Tom Hambridge (Drums), Marty Sammon (B3), Glen Worf & Tom MacDonald (Bass) und die Hambridge-Familie im Background-Chor.
Fazit
Mit Hard Road tritt Christone “Kingfish” Ingram aus dem Schatten seiner bisherigen Erfolge und stellt klar: Er ist nicht nur ein junger Blues-Gitarrist, er ist ein vielseitiger Musiker, der seinen eigenen Weg formt. Mutig, brillant und emotional aufgeladen.
Albuminfo
Titel: Help Yourself
Interpret: Christone „Kingfish“ Ingram
Veröffentlichung: 26.09.2025 Red Zero Records
Top-Tracks: Voodoo Charm, Nothin’ But Your Love, Hard to Love, Crosses
Bewertung: ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ 9 / 10
Blood Brothers - Help Yourself
Bluesrock in Reinform – mit Gospel und Soul im Gepäck
Am 19. September 2025 erscheint mit „Help Yourself“ das zweite Studioalbum der Blood Brothers, dem Superduo Mike Zito und Albert Castiglia. Unterstützt von Scot Sutherland (Bass), Lewis Stephens (Keyboards) sowie dem Doppel-Schlagzeug Matt Johnson und Ray Hangen wurde das Album komplett live im Studio eingespielt und genau das hört man. Die Energie sprüht förmlich aus den Boxen, als stünde man mitten im Konzert.
Musikalisch verschmelzen hier traditioneller Bluesrock mit kräftigen Dosen Soul und Gospel, sowohl instrumental als auch gesanglich. Zito und Castiglia wechseln sich an den Vocals ab und liefern dabei eine Gitarrenarbeit, die direkt ins Herz und in die Tanzbeine geht.
Song-Highlights: Von funky Prophet bis honky tonk Nostalgie
- „Can’t Be a Prophet“ groovt funky, mit stampfendem Beat und scharfem Gitarrenspiel selbstironisch über Rockstar-Egos
- „The Best I Can“ verführt als soulgetränkte Ballade über gebrochene Herzen und Neubeginn.
- „Running Out of Time“ treibt die Band zu Höchstgeschwindigkeit – klassischer Storytelling-Blues, schnell, packend, mitreißend.
- „Ol’ Victrola“ ist das absolute Highlight: eine Liebeserklärung an die alten Rock’n’Roll-Helden, untermalt von schwerem Honky Tonk-Blues.
Besonderer Kniff: In der Albummitte befindet sich das rund sechsminütige Instrumental „Soulard Serenade“, das wie eine emotionale Reise durch verschiedene Stile wirkt niemals langweilig, immer spannend.
„Help Yourself“ ist keine musikalische Revolution und genau das ist seine Stärke. Die Blood Brothers wissen genau, was sie tun: ehrlicher, tanzbarer, handgemachter Bluesrock mit Seele. Die Produktion ist klar, die Spielfreude ansteckend und es gibt keine schwachen Songs.
Albuminfo:
Titel: Help Yourself
Interpret: Blood Brothers (Mike Zito & Albert Castiglia)
Veröffentlichung: 19. September 2025
Top-Tracks: Ol’ Victrola, Can’t Be a Prophet, The Best I Can, Running Out of Time
Bewertung⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐ 9/10
Eric Gales – A Tribute to LJK
Eric Gales verneigt sich mit A Tribute to LJK vor seinem Bruder Little Jimmy King
Eric Gales gehört seit langem zu den prägenden Gitarristen des modernen Blues Rock. Mit seinem neuen Album A Tribute to LJK schlägt er ein sehr persönliches Kapitel auf: Es ist seinem 2002 verstorbenen Bruder Manuel „Little Jimmy King“ Gales gewidmet, einem hochbegabten Memphis-Gitarristen, der schon mit Albert King tourte und später die Memphis Soul Survivors anführte. Eric, das jüngste von fünf Geschwistern, veröffentlichte sein Debüt bereits mit 16 Jahren. Mit diesem Tribut holt er die Songs seines Bruders zurück ins Rampenlicht, voller Respekt, aber auch mit spürbarer Frische.
Energiegeladener Auftakt und große Gäste
Gleich der Opener „You Shouldn’t Have Left Me“ lässt keinen Zweifel: Hier wird nicht nostalgisch verweichlicht, sondern mit Drive gespielt. Ein Shuffle, der sofort ins Ohr geht und Gales’ Gitarrenlinien glänzen lässt. Besonders stark wirkt „Rockin’ Horse Ride“, bei dem Shooting-Star Christone „Kingfish“ Ingram an der Seite steht, wah-wah-getränkte Riffs und eine lockere Swing-Groove machen den Song zu einem Höhepunkt des Albums.
Mit „Don’t Wanna Go Home“ tritt Joe Bonamassa auf den Plan. Der Song lebt von einem entspannten Groove und jener Art von Gitarrendialog, die einfach Spaß macht. Dagegen zeigt „Something Inside of Me“ die leise, intensive Seite: ein langsamer Blues, in dem Gales’ Soli tief ins Herz schneiden.
Vielfalt im Blues-Rock-Gewand
„It Takes a Whole Lot of Money“ bringt Gales, Bonamassa und Josh Smith zusammen, ein Trio, das hörbar Freude am Spiel hat. Ruhiger wird es bei „Worried Man“, das die Stimmung Richtung Soul und Spätabendatmosphäre verschiebt.
Besonders eindrucksvoll endet die Platte mit „Somebody“, unterstützt von Legende Buddy Guy und Roosevelt Collier. Der akustische Beginn täuscht, bald entfaltet sich ein kraftvoller Blues, der dank Buddys unverwechselbarer Stimme eine ganz eigene Tiefe gewinnt.
Das Album lebt von Gales’ Gitarrenkunst: Soli, die immer Ausdruck bleiben und nie bloßes Fingergewitter. Die Produktion von Bonamassa und Josh Smith klingt modern und klar, ohne den Live-Charakter zu verlieren.
Als Hommage blickt A Tribute to LJK bewusst zurück und erfüllt genau diesen Zweck: die Musik von Manuel Gales ins Gedächtnis zu rufen und gleichzeitig Eric die Möglichkeit zu geben, seinem Bruder ein starkes musikalisches Denkmal zu setzen. Das Ergebnis ist leidenschaftlich, energiegeladen und berührend. Ein Werk, das sowohl die Vergangenheit ehrt als auch Gales’ eigene Karriere um ein strahlendes Kapitel erweitert.
Label: Provogue - Release: 29.08.2025
Walter Trout – Sign Of The Times
Ein wütendes Album für eine wütende Zeit
Mit seinem neuen Album Sign Of The Times legt der 74-jährige Blues-Rock-Veteran eine kraftvolle Momentaufnahme unserer zerrissenen Gegenwart vor. Es ist ein Aufschrei, ein Ventil, ein musikalischer Kommentar zur Weltlage und zugleich eine zutiefst persönliche Verarbeitung von Wut, Sorge, Hoffnung und Erinnerung.
Bereits die erste Single „Artificial“ knallt mit bissigem Humor und satirischem Blues-Groove: Ein Abgesang auf künstliche Welten, falsche Bilder und die drohende Übermacht von KI. Trout zeigt sich hier als scharfzüngiger Beobachter, aber ohne moralischen Zeigefinger. Er beschreibt, wie all das uns im Innersten trifft.
Aufgenommen in Los Angeles mit seiner bewährten Band (Michael Leasure, John Avila, Teddy „Zig Zag“ Andreadis), produziert Trout das Album selbst. Unterstützt wird er von seiner Frau Marie, die viele der Texte beisteuerte. Das Ergebnis ist eines seiner druckvollsten Werke überhaupt, mit klassischen Rock-Anleihen, emotionalen Breakdowns und sogar folkigen Zwischentönen.
Songs wie „Hurt No More“ greifen Trouts Vergangenheit mit Sucht und Krankheit auf. „I Remember“ blickt zurück auf einfache Zeiten voller Liebe und Aufbruch. „Mona Lisa Smile“ ist eine zarte Hommage an die Verletzlichkeit seiner Frau, getragen von Mandoline, Violine und Akkordeon. Der Titelsong „Sign Of The Times“ ist musikalisch experimentell und textlich kompromisslos.
Auch wenn gesellschaftliche Wut und persönliche Abgründe durchziehen, bleibt Trouts Ziel klar: Verbindung schaffen. Wenn er spielt, dann für alle, unabhängig von Herkunft, Meinung oder Vergangenheit. Die Bühne wird zum Ort echter Begegnung.
Ein Album, das weh tut, aber tröstet. Und vielleicht genau deshalb so wichtig ist.
Label: Mascot - Release: 05.09.2025
Robert Jon & The Wreck - Heartbreaks & Last Goodbyes
Klassische Zutaten, routiniert umgesetzt. Solider Southern Rock mit Groove.
Am 22. August 2025 erscheint das neunte Studioalbum von Robert Jon & The Wreck. Die Band um Frontmann Robert Jon Burrison (Gesang, Gitarre) besteht aus Andrew Espantman (Drums, Gesang), Henry James (Leadgitarre, Gesang), Warren Murrel (Bass) und Jake Abernathie (Keyboards, Gesang). Stilistisch bleibt sich die Formation treu: Südstaatenrock mit viel Groove, Gitarrenpower und mehrstimmigen Vocals.
Die ersten sieben Stücke liefern solides Southern Rock-Handwerk: radiotaugliche Country-Rocker, hymnische Balladen, lässige Riffs und Soli, die Erinnerungen an ZZ Top oder Rival Sons wecken. Auffällig sind die wuchtigen Refrains, die von der doppelten Gitarren- und dreifachen Gesangsfront leben. Dazu kommen dreckige Orgelklänge und gefühlvolle Songs wie „Highway“, die stark an das Countryradio der 90er erinnern. Alles sauber gespielt, wenn auch ohne große Überraschungen.
Starker Schlussspurt
Die eigentliche Magie liegt im Finale. Die letzten drei Songs – „I Wanna Give It“, „Heartbreak and Last Goodbye“ und „Keep Myself Clean“ – setzen die stärksten Akzente.
„I Wanna Give It“ wirkt wie eine gospel-inspirierte Ballade der 70er und gehört zu den Höhepunkten des Albums.
Der Titelsong „Heartbreak and Last Goodbye“ klingt wie ein klassischer 80er-Jahre-Radiohit – großes Balladenkino und die offensichtliche Single.
Mit „Keep Myself Clean“ endet die Platte nachdenklich: ein Stück über Nüchternheit und Selbstreflexion, getragen von atmosphärischen Gitarren und Keys.
Diese Schlussdrittel hebt das Album deutlich über das Mittelmaß hinaus – zeitlos, erdig, fast schon im Geiste von The Band.
Heartbreaks & Last Goodbyes erfindet den Southern Rock nicht neu, zeigt aber eine Band, die genau weiß, was sie kann und wie sie ihr Publikum mitreißt. Vor allem die letzten drei Songs sind ein starkes Argument für die Platte und beweisen, dass Robert Jon & The Wreck auch nach fast 15 Jahren Bandgeschichte eine feste Größe im Genre sind.
Parallel zum Release ist die Band auf internationaler Tour – ein Pflichttermin für alle, die auf Southern Rock mit Herz und Energie stehen.
Label: Journeyman - Release: 28.082025
Robert Randolph – Preacher Kids
Ein Album zwischen Gospel, Groove und Gänsehaut
2025 ist ein echtes Ausnahmejahr für den Blues-Rock und Robert Randolphs neues Album Preacher Kids, erschienen am 27. Juni, setzt dabei ein dickes Ausrufezeichen. In knapp 47 Minuten entfaltet sich ein musikalisches Kraftpaket, das gleichermaßen inspiriert, unterhält und berührt. Es ist ein Werk, das mit jedem Ton spürbar macht: Hier war jemand ganz nah dran an der Essenz des Blues.
Randolph, bekannt als Virtuose an der Pedal Steel Guitar und Grammy-nominiert in verschiedenen Genres – wagt mit Preacher Kids einen persönlichen, fast konzeptionellen Ansatz: Alle beteiligten Musiker stammen laut Randolph aus Familien mit Prediger-Eltern. Und genau das spiegelt sich auch thematisch wider: der innere Konflikt zwischen dem „braven Kirchenkind“ und dem freiheitsliebenden Rock’n’Roller inklusive Schuldgefühl beim Feiern.
Musikalisch bewegt sich das Album souverän zwischen swampigem Bluesrock, souligem Gospel, Black Keys-artigem Riff-Mystik-Blues und sogar einem gelungenen Cover von Waylon Jennings („Like to Love You Baby“). Mit dabei sind u. a. Tash Neal (Gitarre), Jay White (Gesang, Bass, Arrangement), Willie Barthel (Drums), sowie Margo Price („King Karma“) und Judith Hill („When Will The Love Rain Down“) als Gastsängerinnen.
Und das Beste, jeder einzelne Track funktioniert. Es geht von tanzbaren Stücken über große Gefühle bis zu introspektivem Jam-Feeling, das Ganze bleibt trotzdem stimmig und wie aus einem Guss. Der Song „Sinner“ setzt laut Randolph den Ton des Albums und ist ein wahres Brett mit Classic-Rock-Drums und ausgedehntem Gitarrensolo. Die stärkste Nummer ist für mich aber „When Will The Love Rain Down“, Judith Hill singt hier mit einer Intensität, die unter die Haut geht, getragen von düsterem Southern-Groove und spiritueller Tiefe.
Preacher Kids ist mehr als ein Album, es ist eine musikalische Vision zwischen Gospelkirche und Backporch-Jam, getragen von Spielfreude, handwerklichem Können und einem klaren, selbstbewussten Sound. Für mich ein ganz heißer Kandidat für das Album des Jahres. Wer Blues-Rock liebt, sollte hier dringend reinhören.
Label: Pias/Sun Records - Release: 11.7.2025
Robin Trower – Come and Find Me
Robin Trower beweist mit seinem neuen Album Come and Find Me, dass er auch mit 80 Jahren nichts von seiner musikalischen Klasse eingebüßt hat. Das am 16. Mai 2025 veröffentlichte Werk knüpft nahtlos an seine charakteristische Mischung aus Blues, Soul und psychedelischem Rock an und bietet elf Tracks, die sowohl emotional als auch musikalisch überzeugen.
Trowers unverkennbarer Gitarrensound – geprägt von warmem Wah-Wah, fließenden Soli und einem Hauch von Hendrix – durchzieht das gesamte Album und wabert durch Klanglandschaften mit Tiefgang. Stücke wie „A Little Bit of Freedom“ und „Without a Trace“ thematisieren gesellschaftliche Missstände und werden durch Trowers expressive Gitarrenarbeit eindrucksvoll untermalt .
Die stimmliche Vielfalt des Albums ist außergewöhnlich. Sänger Richard Watts verleiht den Songs mit seiner rauen, souligen Stimme Tiefe und Authentizität. Besonders hervorzuheben ist „Tangled Love“, bei dem Gastsängerin Jess Hayes mit ihrer gefühlvollen Darbietung einen gelungenen Kontrast bietet.
Come and Find Me ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass Robin Trower auch nach sieben Jahrzehnten im Musikgeschäft nichts von seiner Kreativität und seinem Können verloren hat. Ein Album, das sowohl langjährige Fans als auch neue Hörer begeistern wird.
Label: Mascot - Release: 16.5.2025
Little Feat – Strike Up The Band
19 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum melden sich Little Feat mit „Strike Up The Band“ eindrucksvoll zurück. Die Band bleibt ihrem Stil treu, mischt Southern Rock, Funk, Blues und Soul – aber mit neuem Elan. Das Ergebnis: Ein vielseitiges, lebendiges Album mit klarer Handschrift und frischer Energie.
„Strike Up the Band“ wurde in den Blackbird Studios in Nashville, Tennessee, und im Studio One Two Seven in Harlem, New York, aufgenommen. Produziert wurde das Album von Vance Powell, Bill Payne und Scott Sharrard, die Band besteht neben den langjährigen Mitgliedern aus Neuzugang Tony Leone (Drums) und Gastbeiträgen, unter anderem von Bonnie Raitt oder Larkin Poe. Das Zusammenspiel wirkt organisch, erfahren und zugleich neugierig.
Little Feat haben mit „Strike Up The Band“ ein Album abgeliefert, das mehr ist als ein Comeback. Es würdigt das Erbe der Band und geht zugleich einen mutigen Schritt nach vorne: Diese Band lebt, groovt und hat noch etwas zu sagen. Musikalisch gereift, aber alles andere als alt.
℗ 2025 Hot Tomato Productions - Erschienen am: 05-09-2025 - Music Publisher: Brickyard Blues Music (BMI)
Joe Bonamassa: Breakthrough
Joe Bonamassa kündigt neues Album "Breakthrough" an
Joe Bonamassa schlägt ein neues Kapitel auf: Am 18. Juli erscheint sein neues Album Breakthrough – das wohl vielseitigste Werk seiner Karriere. Der Titeltrack, ab sofort auf allen Plattformen verfügbar, ist eine kraftvolle Hymne über Aufbruch und Neuanfang.
Entstanden auf Reisen durch Griechenland, Ägypten, Nashville und Los Angeles, verbindet Breakthrough klassischen Bluesrock mit Funk, Texas Swing und akustischen Balladen. Produziert von Kevin Shirley, legt das Album mehr Gewicht auf starke Songs, ohne auf Bonamassas markante Gitarrensoli zu verzichten.
Die Single Breakthrough, geschrieben mit Tom Hambridge, bringt den neuen Spirit auf den Punkt: rau, emotional und voller Energie. Auch die Vorboten Still Walking With Me und Shake This Ground zeigten bereits die neue Bandbreite seines Sounds.
Parallel startet Bonamassa eine große Europa-Tour, gefolgt von Konzerten mit seiner Supergroup Black Country Communion und einer exklusiven US-Sommer-Tour 2025.Mit über 50 Alben und 28 Nummer-1-Platzierungen bleibt Bonamassa ein prägender Innovator des modernen Bluesrock.
Kustan Adam: Pretty Black Suit
Der junge ungarische Bluesrocker Kustan Adam legt mit Pretty Black Suit sein neues Album vor. Nach seinem Debüt I Ain’t Got a Car und etlichen Tourjahren zeigt er auf acht selbstgeschriebenen Songs seine Weiterentwicklung als Musiker und Songwriter.
Sein Sound bleibt dabei tief im klassischen Blues und ’60s Rock verwurzelt, verfeinert mit einer Prise Soul. Schon der Opener Little Blue Man macht mit fuzzigem Gitarrenriff und treibendem Groove klar, wo es langgeht. Mal funky (We Were Born), mal melancholisch (Young Boy), aber immer leidenschaftlich: Adam wechselt gekonnt die Stimmungen. Besonders stark sind Songs wie Travelin’ Man mit eingängigen Backing Vocals und der Titeltrack Pretty Black Suit, bei dem eine sanfte Trompete für besondere Atmosphäre sorgt.
Mit Pretty Black Suit beweist Kustan Adam, dass in ihm ein großes Talent schlummert – das Beste dürfte erst noch kommen.
Matt Schofield: Many Moons Vol. 1
Der britische Ausnahmegitarrist Matt Schofield liefert mit Many Moons Vol. 1 ein echtes Meisterstück ab. Nach 20 Jahren auf der Bühne kehrt er zurück zur Originalbesetzung mit Jonny Henderson (Hammond-Orgel) und Evan Jenkins (Drums). Eingespielt im legendären Real World Studio von Peter Gabriel, bietet das Album puren, ehrlichen Blues – live und unverfälscht eingefangen.
Vom druckvollen Opener Can’t Catch My Breath bis zu groovigen Tracks wie Do Me Right und gefühlvollen Slow Blues-Nummern wie Any Questions zeigt Schofield seine ganze Klasse als Gitarrist und Songwriter. Neben eigenen Songs interpretiert er auch Klassiker wie Danger Zone (Percy Mayfield) neu.
Many Moons Vol. 1 ist mehr als eine Werkschau – es ist der Beweis, dass Matt Schofield zu den ganz Großen der modernen Blues-Szene gehört. Volume 2 ist übrigens schon in Arbeit.
